Als Catharina Schenkel, geb. Schoeller, durch ihr Testament von 1852 die Grundlage für diese Stiftung schuf, konnte sie keine annähernde Vorstellung von dem haben, was daraus in eineinhalb Jahrhunderten erwachsen sollte.
Ursprünglich als Schenkel-Schoeller’sche Versorgungsanstalt mitten in Düren beheimatet, wurde das Gebäude, wie nahezu die gesamte Stadt, am 16. November 1944 ein Opfer des alliierten Luftangriffs.
Der Neubeginn nach dem Kriege bot zugleich die Chance, das Stift aus der räumlichen Enge der Stadt hinaus ins Grüne zu verlagern.
Der 1953 im Stadtteil Niederau eingeweihte Neubau des Schenkel-Schoeller-Stifts ist seitdem vielfach um- und ausgebaut und durch eine Reihe weiterer Gebäude ergänzt worden. Rund 200 Bewohner und mehr als 100 Mitarbeiter füllen die Anlage täglich mit Leben, durch eine Vielzahl von Veranstaltungen öffnet sich das Stift zusätzlich den Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Niederau und Düren.
Auf diese moderne, offene Art und Weise hält das der evangelischen Kirche nahestehende, aber konfessionsoffene Schenkel-Schoeller-Stift auch nach anderthalb Jahrhunderten den Grundgedanken ihrer Stifterin äußerst lebendig: einen Lebensabend in Würde und Geborgenheit zu ermöglichen. Verantwortlich für die Geschicke der Stiftung ist ein ehrenamtlich tätiger Vorstand, der jeweils für den Turnus von drei Jahren gewählt wird. Vorsitzende des Vorstands und damit zugleich Kuratorin der Stiftung ist Frau Stephanie Krafft, geb. Schoeller. Frau Anja Georg ist Ihre Stellvertreterin.
Kuratoren, Vorstandsmitglieder, Heimleiter, Vorsitzende des HeimbeiratesKuratoren |
Vorstandsmitglieder seit 1945 |
Hier finden Sie mehr zur Geschichte des Schenkel-Schoeller-Stifts:
Eine Einführungvon Ina Schoeller, Kuratorin (2000 - 2014) Von den zahlreichen Dürener Sozialstiftungen des 19. Jahrhunderts haben nur wenige die großen politischen und sozialen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts überdauert. Sie sind den sozialen Veränderungen, aber vor allem zwei Weltkriegen und Währungsreformen zum Opfer gefallen. Um so mehr freuen wir uns, in diesem Jahr das 150jährige Bestehen unserer Stiftung feiern zu können. |
In den vergangenen Jahrzehnten ist bis in die jüngste Zeit hinein das Schenkel-Schoeller-Stift ständig baulich erweitert und modernisiert worden. Vor wenigen Monaten, rechtzeitig zum Beginn des Jubiläumsjahres, ist die Erweiterung der Aufenthaltsbereiche des Pflegeheims fertiggestellt worden. Diese bauliche Maßnahme bildet den einstweiligen Schlusspunkt unter die rege Bautätigkeit der letzten fünfzig Jahre. An den Bauwerken lassen sich die Veränderungen in der Sozial- und Wohnungspolitik in Deutschland vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ablesen: ... ...Die Schenkel-Schoeller’sche Versorgungsanstalt war nach ihrer Gründung neunzig Jahre lang ununterbrochen in einem nach heutigen Begriffen eher bescheidenen Gebäude in der Dürener Innenstadt untergebracht. Auch das erste Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg in Niederau war ein schlichtes Altenheim mit Nebengebäuden in einem allerdings weiträumigen Gelände. Die baulichen Erweiterungen in den sechziger und siebziger Jahren zeugten dann jedoch von einem neuen Altenheimkonzept, verbunden mit neuen Vorstellungen über das Leben im Alter. Durch das wachsende Befürfnis nach individuellem Wohnen auch in einer Alteneinrichtung und durch die gestiegenen Ansprüche an Wohnungskomfort in der Bevölkerung generell entwickelte sich hier in Niederau das Schenkel-Schoeller-Stift zu einer Altenheimanlage mit einer deutlichen Dreiteilung: Ein Altenwohnheim mit Altenwohnungen für diejenigen, die sich noch selbst versorgen konnten, ein Altenheim mit Betreuung, in dem nur gelegentlich und nur kurzfristig gepflegt wurde, und ein Altenpflegeheim mit Mehrbettzimmern. Je größer bei einem ständig ansteigenden Anteil alter Menschen in unserer Gesellschaft die Nachfrage nach sowohl eigenständigem Wohnen einerseits als auch nach Pflegeplätzen andererseits wurde, um so deutlicher wurde auch die Einsicht, diesen Bedürfnissen nur durch neue Baulichkeiten gerecht zu werden. Die großen Neubau- und Umbaumaßnahmen der 80er Jahre sind bauliche Zeugen der neuen Altenpolitik: Größtmögliche Selbstständigkeit und Teilhabe am öffentlichen Leben so lange wie möglich mit Einbindung in den Stadtteil, Öffnung des Hauses nach außen, rehabilitierende und aktivierende Pflege in der Pflegeeinrichtung. Aus „Insassen“ wurden „Heimbewohner“ in möglichst individuellen „Wohnbereichen“. Das Schenkel-Schoeller-Stift erweiterte seine der Geselligkeit und der Kommunikation dienenden Räumlichkeiten um einen Festsaal für kulturelle Veranstaltungen, ein Bewohnercafé, eine Bauernstube für kleinere Festlichkeiten, eine Kegelbahn, eine Bildergalerie, eine Bibliothek, einen Hobbyraum, einen Friseursalon und eine Physiotherapie mit Bewegungsbad. Es wurde Heimat für das Rurlandorchester und den Männergesangverein, für den Cantus Choralis und zeitweilig auch für eine Malschule. Die ständige wachsende Nachfrage nach geräumigeren altengerechten Wohnungen in Düren führte in den neunziger Jahren zu zwei weiteren Bauwerken mit je 16 Wohnungen. Dadurch konnte auch dem kontinuierlichen Ansteigen des Altersdurchschnittes in unseren Einrichtungen entgegengewirkt werden. Das Schenkel-Schoeller-Stift ist ein lebendiges, offenes, in den Stadtteil hinein wirkendes Haus geblieben, obwohl die in den 80er Jahren ausgebauten Angebote von vielen der inzwischen hochbetagten, pflegebedürftigen Menschen im Schenkel-Schoeller-Stift nur noch zum Teil wahrgenommen werden können. Die bisherige Dreiteilung weicht aufgrund der Auswirkungen der Pflegeversicherung seit Mitte der 90er Jahre einer Zweiteilung: selbstständiges Wohnen in Kombination mit der Nutzung der im Schenkel-Schoeller-Stift vorhandenen Angebote einerseits und Wohnen im Pflegebereich in Ein- und Zweibettzimmern andererseits. Vorstand und Leitung des Schenkel-Schoeller-Stiftes sehen es als eine der zukünftigen Herausforderungen für die Stiftung an, diese beiden Bereiche trotz der gesetzlich erfolgten Trennung wieder aneinander anzunähern, damit das Schenkel-Schoeller-Stift weiterhin Heimat und Wohnstätte bleibt, in der im Sinne der Stifterin den älteren Menschen „ein sorgenloses Alter“ bereitet werden kann. |
Handeln aus sozialer VerantwortungAuszug aus: Nein, Schüsse waren in Düren nicht gefallen, und auch Tumulte wie andernorts hatte es nicht gegeben. Und doch hatte das beschauliche rheinische Städtchen für einige Monate Interesse an der großen Politik bekundet, waren eine Bürgerwehr gegründet, Versammlungen abgehalten und Resolutionen verfasst worden. Die März-Revolution von 1848, gemeinhin die „bürgerliche“ genannt, hatte auch in Düren Aufmerksamkeit erregt, ohne dass man sich in größerem Umfang daran zu beteiligen gedachte... |
...Dabei waren die sozialen Verhältnisse in Düren alles andere als paradiesisch. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte auch hier die steigende Arbeitslosigkeit für immer größere Not gesorgt, was den „Dürener Anzeiger“ im November 1846 zu folgenden Bemerkungen veranlasste: „Die schönen Tage sind hin, in welchen man mit Recht sagen konnte: Du stolzes Düren freue Dich! … Diese einst so gewerbereiche und in ihrem Wohlstand so fest begründete Stadt von ca. 8000 Bewohnern umschließt gegenwärtig an die 4000 Bürger, welche mehr oder minder der Unterstützung bedürftig sind … wenn man den Fabrikanten den Vorwurf machen wollte, daß sie eine Menge Fabrikarbeiter herangezogen und nachdem sie deren Arbeitskraft abgenutzt und zu ihrer Bereicherung verbraucht hatten, sie der Stadt zur Erhaltung überlassen hätten, dann haben sie getan was sie gesetzlich durften und Niemand hat sie daran gehindert …“. Insbesondere im „Hungerwinter“ 1846/47 verschlimmert sich die Lage derart, dass zu „außergewöhnlichen Hilfsmaßnahmen“ gegriffen werden muss. Eine Kommission zur Abhilfe augenblicklicher Notlagen veröffentlicht im „Dürener Anzeiger“ einen Aufruf mit der dringenden Bitte um milde Gaben in Form von Lebensmitteln, Brennmaterial oder Geldzuwendungen: „Die Teuerung der Lebensmittel, der Mangel an Arbeit und die anhaltende Kälte hat viele unserer Mitbürger schmerzlich heimgesucht. Es gibt ganze Familien, die weder Brennmaterial gegen die empfindliche Kälte, noch die nötige Bekleidung, noch Lebensmittel zum Unterhalt auch nur für einen Tag haben.“ Schon im Winter 1842 hatte der Dürener Arzt Dr. Gustav Adolf Königsfeld mit privaten Spenden eine „Beköstigungs-Anstalt für Arme und Hilfsbedürftige hiesiger Stadt“ ins Leben gerufen, die jeweils von Dezember bis zum folgenden April in den Räumen des ehemaligen Jesuiten-Kollegiums warme Suppen ausgab; im Winter 1844/45 waren es 300 Portionen täglich, wie einem detaillierten Rechenschaftsbericht zu entnehmen ist. „Die Stadt zeigt auch in ihrem Aeußern das Bild eines großen Wohlstandes; sie wird von einem Bache durchflossen, welcher die Reinlichkeit der Straßen sehr befördert; und mehrere öffentliche Plätze: wie der Haupt- oder Fruchtmarkt vor dem Rathhause; der Hühnermarkt; der Viehmarkt, nur durch eine schmale Verbindungsöffnung vom Hauptmarkte getrennt, und der Holzmarkt, gewöhnlich Alter Teich genannt, tragen zur Annehmlichkeit und Gesundheit bei. Die Häuser sind geschmackvoll und mehre im großartigen Style erbaut.“ Natürlich erschloss sich dem Besucher bei einem Spaziergang durch die Stadt nicht auf den ersten Blick, dass es neben den Besitzern dieser „im großartigen Style“ erbauten Häuser – Kaufleuten, Fabrikanten, frühen Industriellen – auch den anderen Teil der Bevölkerung gab: Arbeitslose, Arme, Kranke, Alte. Möglicherweise waren sie nicht in dem Maße wie in anderen Städten bettelnd auf der Straße anzutreffen. Es gibt allerdings keinen Grund zu der Annahme, dass Armut in Düren weniger verbreitet gewesen sein sollte als anderswo. Auch von einer verstärkten städtischen Unterstützung der Armen kann sicherlich nicht gesprochen werden. Vielmehr erschöpfte sich diese in der Hauptsache in der Verwaltung zugunsten dieser Personen eingerichteter Stiftungen wie etwa dem Hausarmenfonds, dem Gasthaus- und dem Geisthausfonds. Letzteres etwa wurde „im Zeitalter der Industrialisierung für die Stadt wichtiger … als jemals zuvor. Erst jetzt wandelte sich die Anstalt von einer Versorgungsinstitution für 24 minderbemittelte Dürener Bürger zu einem ‘Armenhaus’ im modernen Sinn […]“. Im Jahre 1817 gab es, den städtischen Akten zufolge, mehr als 200 Personen, die im Geisthaus, dem Hospital (=Gasthaus) und außerhalb unterstützt wurden. „Gewiß: was die Stifter hergaben, das konnten sie sich leisten. Es war wohl mehr das Abzweigen von Überfluß als ein die persönlichen Verfügungsmittel fühlbar schmälerndes Teilen“ – das ist die eine Seite. Auf der anderen steht das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement, das die Stifter über die finanziellen Zuwendungen hinaus einbrachten, als Vorstandsmitglieder in Vereinen, als Vermögensverwalter, Bauleiter oder Kuratoren, als Ratsherren oder Beigeordnete. „Während die Fabrikherren seiner Dürener Verwandt- und Bekanntschaft um Kapitalbildung zur Substanzsicherung ihrer meist großen Familien, für notwendige Betriebsinvestitionen und zur Erschließung neuer Absatzwege bemüht bleiben mußten, konnte Schenkel in freier Entscheidung bedeutende Teile seiner Vermögenstitel und Erträge wohltätigen, gemeinnützigen Zwecken zuführen – und er tat es.“ Aber auch den schönen Künsten war er zugetan. So förderte er die Dürener Malerin Catharina Fischbach als großzügiger Mäzen – umgekehrt verdanken wir ihr das wohl bekannteste Portrait Schenkels (vielleicht auch das seiner Frau), das bis 1944 im Treppenhaus des Dürener Rathauses hing. Als Rudolph Schenkel am 19. Februar 1847 in seinem Wohnhaus in der Weierstraße an Altersschwäche starb, widmete ihm der Bürgermeister Dr. Günther einen Nachruf, der seine Bedeutung für die Stadt im Stil der Zeit deutlich macht: Ruhig und sanft ging heute Morgen einer der edelsten und allgemein geliebtesten Bürger unserer Stadt zu den Gefilden der Seligen hinüber. Ich entspreche daher gewiß den Gefühlen der Dankbarkeit und Hochachtung meiner Mitbürger, wenn ich sie hierdurch ersuche, dem hochverehrten Hingeschiedenen auf dem Wege zu einem der schönsten Denkmäler seines freigebigen Wirkens auch ohne speziellere Einladung die letzte Ehre zu bezeigen. Unser Freund und Wohlthäter ruhe sanft in stiller Erde! |
Die Entstehung des Schenkel-Schoeller-StiftesNoch zu seinen Lebzeiten hatte sich Rudolph Schenkel mit den Planungen für eine weitere Stiftung beschäftigt, namentlich mit dem dafür zu errichtenden Gebäude, deren endgültige Einsetzung jedoch seiner Witwe vorbehalten bleiben sollte. Wenige Wochen vor ihrem Tode am 9. Mai 1852 formulierte Lucia Catharina Schenkel geb. Schoeller ihr Testament, das als Gründungsurkunde des Schenkel-Schoeller-Stiftes anzusehen ist. Schon mit ihren einleitenden Worten macht sie deutlich, wo ihre Motive für diese Stiftung liegen: |
...Dann legt sie detailliert dar, auf welches Vermögen sich die Stiftung gründen soll, wem sie zugute kommen und vom wem sie verwaltet werden soll: Erstens: die 120 köllnische Morgen Land in Büsdorf, so an Hilger und Ludwig Helmig in Büsdorf verpachtet sind. Zweitens, die Hälfte der 229 Morgen 163 Ruthen 30 Fuß Land und die Hälfte der 53 Morgen 27 Ruthen Waldungen von dem Kloster Sanct Antoni Gartzem in der Bürgermeisterei Enzen bei Zülpich gelegen, so wie ich solche von H. Floer gekauft habe. Drittens, die von H. Floer gekaufte von Opfergelt herkommende 42 Morgen 2 Pinten im Golzheimer Felde gelegenen Ländereien. Viertens, den Theil des Collegiums, so ich noch besitze. Es soll ein Gebäude zu unentgeltlichen Wohnungen für die alten braven fleißigen Familien errichtet werden. Mein seel. Mann wollte dieses Gebäude auf den Theil des Collegiums setzen, wo jetzt der Garten ist, hat sich deshalb von Pitzler einen Plan für dieses Gebäude machen lassen. Die Armenbeköstigungs-Anstalt soll im Collegium bleiben, so lange sie für wohlthätig und nützlich erkannt wird. […] Von dieser Versorgungs-Anstalt sollen jährlich 300 Thaler, geschrieben dreihundert Thaler für alte treue Dienstboten verwandt werden. […] |